Dass Arabica und Robusta die beiden wirtschaftlich bedeutendsten Kaffeesorten sind, dürften die meisten angehenden Kaffeekenner wissen. Schließlich finden sich diese beiden Sortenbezeichnungen auch häufig auf den Verpackungen gängiger Supermarktware. Doch im Hinblick auf die Qualitäten und besten Verwendungszwecke dieser beiden Sorten kursieren auch einige falsche Annahmen und Vorurteile. Insbesondere werden Arabica-Kaffees oft als seltener und hochwertiger angesehen, während Robusta als billige Massenware minderer Qualität gilt. So einfach ist es allerdings nicht, wie ein Vergleich beider Sorten zeigt.
Arabica: nur zum Teil hochwertig
Wenn auf einer Packung Kaffee die Angabe „100 Prozent Arabica” vermerkt ist, suggeriert dies in den Augen vieler Käufer eine gewisse Hochwertigkeit. Diese ist allerdings nicht zwangsläufig gegeben. Hochwertiger Kaffee von spezialisierten Anbietern wie beispielsweise Black Label Coffee besteht zwar tatsächlich oft aus Arabica-Bohnen, doch selten ist er keineswegs. Vielmehr ist Arabica mit einem Weltmarktanteil von knapp 60 Prozent die wirtschaftlich bedeutendste Kaffeesorte überhaupt. Allerdings gelten nur etwa fünf Prozent der weltweiten Arabica-Produktion als besonders hochwertig. Ein hundertprozentiger Arabica-Kaffee kann demnach sowohl besonders aromatisch und überdurchschnittlich gut, aber ebenso gut auch billige Massenware sein. Eine pauschale Bevorzugung von Arabica gegenüber Robusta wäre jedenfalls nicht gerechtfertigt, auch wenn selbst weniger exzellente Arabica-Ware von vielen weniger anspruchsvollen Kunden wegen ihres angenehmen Aromas und ihres moderaten Koffeingehalts geschätzt wird.
Robusta: Beliebte Basis für exzellenten Expresso
Ebenso wenig begründet wäre eine pauschale Geringschätzung von Robusta. Der Ruf der zweitwichtigsten Kaffeesorte mit einem Weltmarktanteil von rund 40 Prozent hat zwar in Deutschland, insbesondere im Osten des Landes, in der Vergangenheit etwas gelitten. Doch das ist nicht auf allgemeine Eigenschaften der Sorte zurückzuführen. Vielmehr liegt der Grund dafür in qualitativ oftmals unbefriedigenden Robusta-Importen der ehemaligen DDR, vor allem aus Vietnam. Diese wurden zu DDR-Zeiten teilweise sogar noch mit Kaffee-Ersatzstoffen oder Erbsenmehl gestreckt, um Versorgungsengpässe zu kaschieren. Dass sich der Genuss bei diesen doch sehr speziellen „Kaffees” meist sehr in Grenzen hielt, verwundert angesichts einer solchen Zusammensetzung kaum. Mit einem wirklich guten Robusta hat all dies natürlich nichts zu tun. Dieser erfreut sich bei Kaffeekennern durchaus großer Wertschätzung. Der leicht erdige oder holzige Geschmack, die im Vergleich zu Arabica-Bohnen geringere aromatische Vielfalt bei gleichzeitig höherem Anteil von bitteren Nuancen sowie der vollere Körper machen ihn zu einer sehr beliebten Komponente von Espresso-Mischungen. Auch der höhere Koffeingehalt spielt dabei eine Rolle. Denn durch den Zusatz eines entsprechenden Robusta-Anteils lassen sich Espressomischungen herstellen, die im Vergleich zur ausschließlichen Verwendung von Arabica mehr Koffein enthalten und sich durch ein intensiveres ausgeprägtes Aroma auszeichnen.
Fazit: Arabica vs. Robusta kennt zwei Gewinner, aber keinen Verlierer
Insgesamt betrachtet, gibt es beim Vergleich der beiden verbreitetsten Kaffeesorten der Welt also weder einen Gewinner noch einen Verlierer. Zum einen kommt es auf die Qualität der Ware im konkreten Einzelfall an, denn von beiden Sorten gelangen zum Teil sehr unterschiedliche Qualitäten auf den Markt. Und zum anderen bedienen beide Sorten unterschiedliche geschmackliche Vorlieben und eignen sich jeweils für bestimmte Verwendungszwecke. Während Robusta oft herbere, intensivere Kaffees ergibt, wirkt ein Arabica meist milder und ausgewogener. Und ein guter Espresso erhält häufig erst durch eine Robusta-Komponente seinen besonderen Charakter.