Kaffeehäuser waren auch in England bekannt. Es ist kaum zu glauben, dass in dem heute als Tee-Nation bekannten Land die ersten Kaffeehäuser in Europa eröffnet wurden. Nachweislich ist 1650 in Oxford das erste Kaffeehaus entstanden. Gegründet wurde es von dem Libanesen „Jacob der Jude”. In London eröffnete 2 Jahre später ein Mann namens Pasqua (Pascal) Rosee ein Kaffeehaus, das „Virginia Coffee-House”. Er war ebenfalls ein Einwanderer und kam aus Smyrna (Armenien). Er war als Diener eines Kaufmanns von türkischen Waren nach England gekommen. Sein erstes Kaffeehaus entstand 1651 ebenfalls in Oxford. Ein Jahr später fand eine Eröffnung in London statt. Sein Kaffeehaus war in der Nähe der Börse, im Finanzviertels der City of London. Dementsprechend bestand ein Großteil seiner Gäste aus Händlern der Levant Company, das besonders im östlichen Mittelmeerraum Handel trieb. Nachdem Rosee aus London nach Paris umgezogen war, hat er im Jahr 1672 auch dort das erste Kaffeehaus eröffnet.
Mit zunehmendem Interesse an der türkischen Kultur und dem exotischen Getränk entstanden immer mehr Kaffeehäuser. Zum Teil gingen sie aus bestehenden englischen Wirtshäusern hervor. Die heutige Vorstellung eines Caffees hat nicht viel mit dem damaligen Kaffeehaus zu tun: So bedienten nicht nur die Betreiber manchmal orientalisch verkleidet, sondern auch die Gäste kamen teilweise mit Turban. Außerdem war es in England möglich, im Kaffeehaus zu übernachten.
Zum Teil waren die Kaffeehäuser für unterschiedliche Standesklassen bzw. Berufe zugänglich. In den recht einfachen „Coffee Stalls” verkehrte eher die ärmere Bevölkerung. Diese Art des Kaffeehauses hatte auch mehr Ähnlichkeit mit einem Kaffeestand. Dagegen gab es für die gehobenere Bevölkerung das Kaffeehaus als „Coffee Shop”. In den Kaffeehäusern wurden Nachrichten ausgetauscht, öffentlich diskutiert über die Obrigkeit und die Politik kritisch betrachtet.
Diese offenen Debatten und die Kritik an der Obrigkeit waren natürlich dem Adel ein Dorn im Auge. Vielerorts kam es deshalb zu einem Kaffeeverbot – wie zuvor in den arabischen und osmanischen Ausbreitungsgebieten des Kaffees. Da Karl II. (1630 – 1685), König von England, auch die Kaffeehäuser als Brutstätte allen Übels ansah, kam es 1675 zu einem Verbot aller Kaffeehäuser. Die „Proklamation zur Unterdrückung von Kaffeehäusern” erließ Karl II. am 29. Dezember 1675. Nach Meinung des Königs waren die Kaffeehäuser „Orte, an denen sich die Unzufriedenen trafen” um „skandalöse Berichte über das Verhalten Seiner Majestät und seine Minister zu verbreiten”. Aufgrund von heftigen Protesten und einem befürchteten Aufruhr der Kaffeetrinker hielt das Verbot nur einige Tage. Dann nahm Karl II. das Verbot zurück.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts existierten in England ungefähr 500 Kaffeehäuser. Darunter befindet sich auch eines, das von Edward Lloyd (ca. 1648 ‑1713) um 1688 in der Tower Street aufgemacht worden war. In „Lloyd’s Coffee House” trafen sich Seeleute, Schiffseigner und Kaufleute. Aufgrund der ständig frischen Neuigkeiten aus der Schifffahrt wurde das Kaffeehaus immer beliebter. Es wurde schnell ein Treffpunkt von risikobereiten Kaufleuten für riskante Schifffahrtsgeschäfte. Man konnte dort diverse Geschäfte – u.a. Versicherungsgeschäfte – abschließen. So sind hier die Anfänge eines der größten Versicherungsunternehmen, Lloyds of London, anzusiedeln.
Überdies gilt das Kaffeehaus als Keimstätte der Post. Es war möglich, sich die Post in sein Kaffeehaus schicken zu lassen, denn viele Stammgäste verbrachten einen Großteil des Tages dort. Sie gaben gleich das Kaffeehaus als Adresse an. So wurden hier die ersten Postfächer für die Gäste eingerichtet („Penny Post”).
Durch die Kaffeehäuser hat sich auch die Geschichte der Zeitung entscheidend weiterentwickelt. Zum Teil hatte die schreibende Zunft („Tatler”, „Spectator”) gleich ihren Sitz in einem Kaffeehaus („Button’s Coffee-house”), denn hier trafen neue Nachrichten und aktuelle Informationen nicht nur am schnellsten ein, sondern hier entstanden auch neue Ideen im Bereich Politik, Kultur und Handel.